Samstag, 12. Mai 2012

Wachsendes Glück


Wachsendes Glück
Ein Wüstenfuchs jagte eine Wüstenspringmaus, fraß, vergrub einige Reste für später, und genoss den Rest des Tages.
Ein anderer Wüstenfuchs hatte Angst früher oder später zu verhungern.
So jagte er an einem Tag 9 Wüstenspringmäuse, fraß so viel er konnte, wurde müde, musste nun aber für die anderen toten Wüstenspringmäuse einen Kühlschrank organisieren. Rastlos durchstreifte er die Wüste bis zum späten Abend, immer auf der Suche nach einem Kühlschrank.
Um Mitternacht, immer noch erfolglos, war er so traurig und erschöpft, dass er in einen traumlosen, unruhigen Schlaf fiel.
Der eine Wüstenfuchs erwachte am nächsten Morgen erfrischt und munter. Er wusste, er würde gleich wieder eine Springmaus fangen. Und so kam es.
Der andere Wüstenfuchs erwachte spät. Er war verwirrt und spürte noch mehr Angst als vorher, weil die 8 toten Springmäuse anfingen in der Mittagssonne zu verrotten und er noch immer keinen Kühlschrank organisiert hatte. 
Gleichzeitig überlegte er, ob er noch mehr Springmäuse jagen müsste, weil jeder wusste, dass schlechte Zeiten bevorstanden.
In seiner Meute suchte und fand er Verbündete.
Mit der Zeit entwickelten sie einen Wüstenfuchsstaat, der darauf gründete, möglichst viele Wüstenspringmäuse zu jagen, zu horten und zu kühlen und einigen Berechtigten den Zugang zu den gefüllten Kühlschränken zu gestatten.
Einige Jahre später:
Springmäuse waren beinah ausgestorben. Viele Wüstenfüchse hungerten.
Der erste Wüstenfuchs ist kein Staatsbürger geworden. Er fand immer genug zu essen, auch Früchte und Knollen, spürte aber mit der Zeit, dass seine Kräfte nachließen, dass sein Ende nahte und er war einverstanden. Eines Abends legte er sich in den Schatten eines Baumes und schlief für immer ein. Einige seiner Gefährten waren bei ihm.
Der andere Wüstenfuchs ist Chef eines Kühlschrankverteilungsunternehmens geworden. Er war immer noch ängstlich, aber nun auch krank und fett (das Jagen übernahmen nun andere) und süchtig nach seltenem Springmausschmalz. Er starb eines Tages an seinem Affenbrotbaumschreibtisch, weil sein Herz einfach stehen blieb.
Er wurde in dem von ihm gegründeten Fuchsstaat schnell ersetzt und nicht vermisst. Aber eine Plakette mit seinem Porträt schmückte nach seinem Tod nun jeden Kühlschrank, den es übrigens für Berechtigte jetzt auch schon in der hippen Version XXL A 430b gibt, und im August ist wieder Sommerschlussverkauf in der Wüste. 
Viele Jahre später:
Die, die sich noch an den ersten Wüstenfuchs erinnern konnten, bedauerten den Mangel an allem. Sie hatten die Idee, ein System des "wachsenden Glücks" zu entwickeln.
Sie glaubten nicht an getrennte Staaten, wollten aber auch nicht Staatsbürger des alten Staates sein. Sie sannen auf Wege der Gemeinsamkeit mit allen Wüstenfüchsen, ohne dass sie die Regeln des alten Staates übernehmen mussten. 
Als erstes suchten sie das Gespräch mit "den anderen" über Möglichkeiten der Oasengestaltung. 
Daneben fanden sie innerhalb ihrer Gruppe Wege der Herstellung von Dingen, die satt machten. Dazu legten sie Gärten vielfältiger Art an. Sie boten an,  ihre Früchte und Knollen mit "den anderen" zu teilen. Diese aber fühlten sich bedroht, befürchteten den Verlust von Wüstengrundstücken und lehnten "die Gärtner" ab, bildeten sogar Anti-Gärtner-Kampfgruppen. Trotz vieler Rückschläge gaben die Gärtner aber nicht auf und fuhren fort, zu gärtnern und ihre Früchte mit allen zu teilen, denen sie schmeckten.
"Die anderen" aber wurden mehr und mehr ratlos, müde und hungrig. Es gab keine Springmäuse mehr zu jagen. In der Wüste stapelte sich der Kühlschrankschrott. 
In "den anderen" wuchs die Angst vor der endgültigen großen Katastrophe und die Sehnsucht nach den saftigen Früchten der noch kleinen Oasengärten. Sie fingen an, die Gärten auszurauben. Sie nahmen und fraßen alles, dessen sie habhaft werden konnten. Nach jedem dieser Raubzüge wurden die Jäger krank, weil sie zu viel auf einmal und auch Unreifes fraßen. Tonnen geraubter Früchte verrotteten in der Wüstensonne; die modernsten Kühlschränke des Staates halfen nichts, denn diese Früchte wurden im Kühlschrank nur noch schneller welk.
Die Gärtner ließen sich nicht beirren. Sie bauten neue Gärten an.
Die Jägerfüchse gingen schließlich auf das Angebot der Gärtnerfüchse ein, gemeinsam ein Oasensystem zu gründen und zu entwickeln. Dort sollte jeder Fuchs und jede Füchsin Mitglied sein, in der Fürsorge der Gemeinschaft leben und das Recht haben auf die Gestaltung eines eigenen Oasengartens von frühester Kindheit an.
Und so kam es.


Sehr viel später:
Niemand will mehr Kühlschränke in der Wüste verteilen. Es gibt keinen Mangel mehr. Niemand kennt den Unterschied zwischen Berechtigten und Unberechtigten.
Niemand hat Angst zu verhungern, weil nun viele Gärten blühen.


- Maria



 


...well, I tried to translate my story into English... please excuse any mistakes!



Increasing Bliss
A desert fox caught a gerbil, ate it, buried the leftovers and enjoyed the rest of the day.
Another desert fox worried about starving to death, sooner or later.
So one day he caught 9 gerbils, ate as much as he could, became tired, but felt the need to arrange for a refrigerator to keep fresh the other dead gerbils. Restlessly he roamed through the desert until evening came, all the time searching for a refrigerator.
At midnight, having been unsuccessful, he was so sad and exhausted that he fell into a dreamless, troubled sleep.
The first desert fox woke up the next morning and felt fresh and lively. He knew he would catch a gerbil soon again, and so it happened.
The other fox woke up late. He felt confused and more worried than ever before, because the 8 dead gerbils were beginning to spoil in the midday sun and he still hadn't been able to arrange for a refrigerator.
Also he wondered whether he could catch more gerbils because - as everyone knows - times are getting worse and worse.
He was searching for allies among the members of his pack and he found them.
As time went by they founded a state with a government that was based on the idea to catch, hoard and cool as many gerbils as possible and to grant authorized personnel access to the filled refrigerators .
Some years later:
Gerbils were nearly extinct. Many foxes were starving.
The first fox did not become a citizen. He always found enough to eat, fruit and tubers also, but as time went by he felt his strength was vanishing, his end was coming, and he consented to die. One evening he lay down in the shadow of a tree and passed away. Some of his friends were with him.
The other fox became the CEO of a refrigerator-distributing-company. He still felt anxious, but now he was sick and fat also (others did the hunting now), plus he was an addict for rare gerbil dripping. One day he died at his baobab-desk, his heart simply stopped beating.
The state he had been the founder of replaced him quickly and noone missed him. However,  a plaque with his portrait is adorning every refrigerator since then, - by the way, it is available to authorized personnel in the hip version XXL A 430b now and don't miss the special desert summer sales in August.
Many years later:
Those who had good memories of the first fox, mourned over the shortage of everything everywhere. They got the idea to develop a system of "increasing bliss".
They did not believe in different states , but they also refused to become citizens of the old state. They were thinking about possibilities to find togetherness with all desert foxes without having to obey the rules of the old state.
First they tried to talk to "the others" about creating an oasis.
At the same time they devised ways of growing things that would satiate every fox. So they created various gardens. They offered to share their fruit with "the others". But those felt threatened, they feared to lose property in the desert and were scornful about "the gardeners", they even formed Anti-Gardener-Troops.
Although they suffered many a backlash the gardeners didn't give up. They continued to do gardening and shared their fruit with everyone who found it delicious.
"The others" however became more and more helpless, tired and hungry. There were no more gerbils to catch. Tons of scrapped refrigerators piled up in the desert..
"The others" became more and more fearful of the looming final big catastrophe and were more and more yearning for the juicy fruit from the small oasis-gardens. They began to carry out raids on the gardens. They took and ate everything they could get hold of. After each of these raids the hunters became sick because they ate too much, and unripe fruit, too. Tons of stolen fruit spoiled under the desert sun; even the most state-of-the-art refrigerators were useless because this fruit spoiled even faster when refrigerated.
The gardeners did not allow themselves to get confused. They created new gardens.
Finally the hunting foxes accepted the gardeners' offer to create a joint oasis-system. Every male and female fox should be a native member, should live under the protection of the community and should have the right to create a garden of their own from early childhood on.
And so it happened.
Much later:
Noone wants to distribute refrigerators in the desert anymore. There is no shortage of any kind anymore. Noone knows the difference between authorized  and not authorized foxes.
Noone is afraid of starving to death, because now so many gardens are in full bloom.
- by Maria